1200 Jahre Nüziders: Vermittlung von Geschichte

Für die ältere Geschichte des Walgaus sind die Folquin-Urkunden aus dem 9. Jahrhundert von immenser Bedeutung. In einer Schenkung vom 28. März 820 wird das Dorf Nüziders (vico Nezudene) erstmals urkundlich erwähnt. Siedlungstätigkeiten an diesem günstig gelegenen Ort liegen jedoch schon sehr viel weiter zurück, wie in archäologischen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte. 1994 hat die Gemeinde Nüziders ein Heimatbuch herausgegeben, das die Entwicklung des Ortes im Wesentlichen zusammenfasst. Die wissenschaftliche Forschung zu Nüziders ist in den vergangenen 25 Jahren freilich nicht stehengeblieben. Das 1200-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung nimmt die Gemeinde Nüziders zum Anlass, innovative Formen der Vermittlung der eigenen Geschichte in den Mittelpunkt zu rücken.

Der Blick wird vor allem auf die jüngere Vergangenheit gerichtet, in welcher sich in Nüziders die sichtbarsten Veränderungen vollzogen haben. Um diese sichtbar zu machen, werden Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dokumentiert. Darüber hinaus gilt der Blick besonders auf sozialgeschichtliche Aspekte – darunter vor allem Personen aus Nüziders mit einer bemerkenswerten Lebensgeschichte.

Zu diesem Anlass wird eine Sonderausstellung mit wesentlichen Eckpunkten der Geschichte von Nüziders sowie mit Bezug auf die ZeitzeugInneninterviews realisiert. Außerdem wird ein mittels einer App abrufbarer Weg eingerichtet, der wichtige historische Stationen vermittelt. Dies wird zukünftig auch dem Schulunterricht mit Lokalbezug zu Gute kommen.

Insgesamt wird ein breiter Ansatz gewählt, wobei vor allem eine Brücke zum Thema Bildung geschaffen wird. Dies fügt sich sehr gut in den derzeit entstehenden Bildungscampus Nüziders ein.

Die Folquin-Urkunden aus dem 9. Jahrhundert nach Christus sind eine einzigartige Quellensammlung für die Vorarlberger Landesgeschichte. Sie belegen in eindrucksvoller Art und Weise die Siedlungstätigkeit und das Wirtschaftsleben der heutigen Regionen Vorderland und Walgau, die einst als „Vallis Drusiana“ bezeichnet wurden. In der Urkunde vom 28. März 820 wird der Ort Nüziders als „In Vico Nezudene“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Deutung des Namens gibt Sprachforschern bis heute einige Rätsel auf. Dass die günstigen Verhältnisse die Ansiedelung von Menschen im Bereich der heutigen Gemeinde schon in ur- und frühgeschichtlicher Zeit sowie zur Römerzeit gefördert haben, ist durch archäologische Untersuchungen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts belegt. Vor rund eineinhalb Jahrzehnten haben mehrere Grabungskampagnen wiederum neue Erkenntnisse zu Tage gebracht. Zur Archäologie von Nüziders und zur lokalen Geschichte sind immer wieder Publikationen erschienen. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang das 1994 von Peter Bußjäger herausgegebene Heimatbuch. In weiteren Buchveröffentlichungen sowie Einzelbeiträgen wurden aber auch in den vergangenen 25 Jahren immer wieder Aspekte der Geschichte von Nüziders behandelt. An diese Forschungsarbeiten knüpft das vorliegende Projekt an.

Das historische Jubiläum soll dazu genützt werden, Wissen über die Entwicklung des Ortes zu sammeln, für die Zukunft zu bewahren und zu vermitteln. Dies ist wichtig für die Bürgerinnen und Bürger, um die eigenen Wurzeln kennenzulernen und die Identität zu festigen. Da Nüziders eine ausgeprägte Wohngemeinde ist, sollen gerade auch Neuzugezogene mit den Aktivitäten angesprochen werden. Darüber hinaus spielt die Vermittlung an junge Menschen eine besondere Rolle, um ihre Identifikation mit der Wohngemeinde zu stärken.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Vermittlung von lokaler Geschichte. Wissenschaftliche Forschungen zur Geschichte von Nüziders, die in der jüngeren Vergangenheit erfolgt sind, sollen auf umfassende Art und Weise vermittelt werden. Dadurch wird ein wesentlicher Beitrag zur Identität des Ortes geschaffen. Das 1200-jährige Jubiläum bietet dafür einen willkommenen Anlass. Ein wichtiges Ziel ist die Begegnung von Menschen im Rahmen einer Bürger_Innenbegegnung anlässlich des 1200-jährigen Jubiläums 2020. Dabei spielt auch die Partnerschaft zur Gemeinde Houssen (Elsaß) eine wesentliche Rolle.

In einer professionell konzipierten und ausgearbeiteten Sonderausstellung steht die Entwicklung von Nüziders im  Mittelpunkt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die bedeutenden Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte gelegt wird, die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen selbst miterlebt haben. Die Vermittlung von lokalem Wissen und historischen Forschungsergebnissen soll vor allem dazu beitragen, die Menschen von Nüziders intensiv mit ihrer Wohnumgebung vertraut zu machen und damit die Identifikation zu stärken.

Dass historische Jubiläen gefeiert werden, ist an sich nicht neu. Innovativ ist jedoch der Ansatz, ein solches Jubiläum vor allem auch mit Gegenwartsbezug zu begehen. Im Mittelpunkt stehen die Nüzigerinnen und Nüziger selbst. Sie sollen mit der Geschichte ihres Ortes vertrauter gemacht werden. Daneben leistet das Projekt einen wertvollen Beitrag für die Zukunft, in dem Erinnerungen von Menschen an die jüngere Vergangenheit dokumentiert und bewahrt werden. Daraus entstehen neue und vielfältige Zugänge auf das, was die Gemeinde Nüziders ausmacht und zu dem hat werden lassen, was sie heute ist. Besonders ist auch die Verbindung der gewonnenen Erkenntnisse mit der Vermittlung im Schulunterricht bzw. an junge Menschen.

Die Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Personen mit Bezug zur Gemeinde Nüziders werden so aufbereitet, dass sie auch zukünftig nutzbar sind. Auch der historische Dorfweg ist auf die Zukunft gerichtet und kann etwa touristisch beworben sowie im Schulunterricht genutzt werden. Die Inhalte der Sonderausstellung werden so aufbereitet, dass sie ebenfalls für die Vermittlung lokaler Geschichte über die Projektlaufzeit hinaus verwendbar sind.

Das Projekt ist natürlich auf die Gemarkungen der Gemeinde Nüziders fokussiert. Allerdings gibt es in der Geschichte des Ortes vielfältige Beziehungen zu den Nachbarorten bzw. -regionen, die sich im Bereich der einstigen Herrschaft Sonnenberg befanden. Diese Beziehungen werden im Projekt herausgearbeitet und thematisiert. Dabei wird auch auf Kooperationen zurückgegriffen. Insbesondere der Geschichtsverein Region Bludenz bietet eine wichtige Plattform, um historische interessierte Personen erreichen zu können.

• Eine umfassende Dokumentation zur lokalen Geschichte von Nüziders
• 15 videogestützte Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Nüziders sowie Persönlichkeiten mit Bezug zur Gemeinde
• Eine Ausstellung zum 1200-jährigen Jubiläum der ersten urkundlichen Nennung von Nüziders
• Ein historischer Rundweg durch den Ort (auf digitaler Basis), der wichtige historische Fakten und Örtlichkeiten vermittelt
• Eine große Begegnung von Bürgerinnen und Bürgern anlässlich 1200 Jahre Nüziders

Weitere Informationen/Ergebnisse

Kulturweg "Historischer Dorfrundweg" Nüziders

Aktionsfeld 1 Wertschöpfung

Thema 1.1 Wirtschaft, Arbeit, Handwerk, Bildung inkl.Lebenslanges Lernen

Maßnahme 1.1.1 Bildungsregion Vorderland-Walgau-Bludenz