Barwart
Brolaweg 23
6822 Röns
Österreich
(Vorarlberg)
Start-Datum: 30.03.2020
End-Datum: 31.12.2021
Archäologische Sondierungen in den Jahren 2017 und 2018 in der Flur „Heidenhaus“ in Röns/Vorarlberg brachten alte, bis zu 1,50 m breite Mauerfundamente zu Tage. Die Großteils nur noch in niedriger Höhe erhaltenen Grundmauern und über das Gelände verstreut liegende, kantig gebrochene Steine lassen auf die bewusste Zerstörung eines Gebäudes schließen. Die Zuordnung zu einer bestimmten Zeitepoche oder die Festlegung des Verwendungszweckes des ursprünglichen Bauwerks ist anhand der bisherigen Grabungsergebnisse nicht sicher zu treffen. Möglich wäre, dass es sich um die Überreste einer kleinen mittelalterlichen Burganlage handelt oder hier die Fundamente eines spätantiken, also römischen Burgus entdeckt wurden. Letzterer übernimmt, ähnlich wie eine Burganlage später, militärische Funktion und dient der Überwachung, Verteidigung, Nachrichtenübermittlung und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit.
Die weitere archäologische Freilegung der Fundstelle soll Aufschluss über die Datierung und die Zweckbestimmung des Bauwerks bringen. Die Maßnahme erfolgt als Kombination aus archäologischer Untersuchung vor Ort und historischer Forschung in den Archiven.
Konkret wird das im Plan dargestellte Areal durch Archäologen freigelegt und dokumentiert. Die Funde werden geborgen, konservatorisch versorgt, bestimmt und möglichst datiert. Auch naturwissenschaftliche Datierungsmethoden sind angedacht. In einer zweiten, parallellaufenden Projektphase werden archivarische Dokumente durchsucht, um historische Daten zu einer möglichen Burgruine (Urkundennennung) zu entdecken.
Um die Ausgrabungsstätte nachhaltig für alle zugänglich und bekannt zu machen werden Zugänge erneuert, ein Rastplatz geschaffen, Informationstafeln aufgestellt, die Mauerreste haltbar gemacht. Im Anschluss an die Ausgrabungen wird es Führungen für Interessierte aller Altersgruppen geben.
Ein altes Kulturgut wird an die Oberfläche geholt!
Das „Heidenhaus“ in Röns, eine nach Süden sanft verlaufende, nach Norden steil felsig abfallende Hügelkuppe, galt seit langem als Stätte mit geschichtlichem Hintergrund. Hier soll sich, der mündlichen Überlieferung nach, eine römische Anlage befunden haben. Diesen sagenhaften bzw. aus der Volkskunde tradierten Geschichten auf den Grund zu gehen, lag vor allem im Interesse der Dorfbewohner. Dies zeigte sich in verstärktem Maße auch bei Beginn der archäologischen Probegrabungen, die rege besucht wurden. Ein erst vor kurzem in der St. Magnuskirche, im Ortskern von Röns, entdecktes Schriftstück aus dem 8. Jahrhundert hatte schon die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich gezogen und das Bedürfnis geweckt, mehr über die Geschichte des Ortes und der Umgebung zu erfahren.
Die bisherigen (2017-2018) Ausgrabungen wurden privat finanziert und dienten der Verifizierung und ersten Erkundung des Bodendenkmales. Um die wissenschaftliche Arbeit weiterführen und abschließen zu können, bedarf es weiterer Ausgrabungen.
Als vordergründiges Ziel gilt die Bestimmung des Zwecks bzw. der Nutzung der Gebäudestruktur, die mit einer Datierung derselben einhergeht (Stichwort: Burg oder Burgus).
Das Projekt bildet einen weiteren Baustein zur Geschichte der Gemeinde Röns und der gesamten Region Walgau. Die Ergebnisse beleuchten eine Zeitepoche der Entstehung und Entwicklung der Ortschaft Röns, die bisher nicht bekannt ist. Darüber hinaus werden die Ergebnisse mit den geschichtlichen Daten des Walgaus und Vorarlbergs verknüpft und dann geographisch betrachtet ausgewertet.
Ein weiteres Ziel ist es, das Projekt durch Information (Vortrag, Informationstafel, Aufnahme in die Wanderwegkarten) bekannt zu machen und allgemein das geschichtliche Interesse zu wecken. Die Förderung des geschichtlichen Bewusstseins bietet eine gute Grundlage und Hilfestellung zur Identifikation mit der eigenen Heimat aber auch eines bewusst gewählten neuen Wohnortes.
Innovationsgehalt
Die Besonderheit liegt in der Entdeckung eines neuen Fundortes bzw. eines historisch bedeutsamen Gebäudes, das völlig in Vergessenheit geraten war. Es gilt nun, diese Entdeckung wissenschaftlich korrekt zu erforschen, die Ergebnisse der Bevölkerung zu präsentieren und dauerhaft zugänglich zu machen. Für die Gemeinde Röns ist ein solcher Fund ein absolutes Novum.
Innovativ ist die Verknüpfung archäologischer und historischer Forschung, die dann geographisch betrachtet, ausgewertet wird.
Nachhaltigkeit
Der Befund soll nicht wieder überschüttet, sondern SICHTBAR als historisch-archäologischer Fundpunkt dauerhaft verankert werden. Daher sind die Konservierung der Mauern und die Erhaltung des Fundareals wichtige Voraussetzungen für die allgemeine Zugänglichkeit nach Projektende. Dies gilt auch für wichtige Fundobjekte. Durch regelmäßige Kontrollen werden mögliche umwelt- und naturbedingte Schäden minimiert bzw. frühzeitig behoben. Durch wiederkehrende Informations-veranstaltungen und Führungen – auch mit Schulklassen – soll das Interesse der Bevölkerung für Archäologie und Geschichte nachhaltig gestärkt werden. Dies übernimmt während den Ausgrabungen der Archäologe selbst. Nach dem Projekt werden dies Herr Barwart und eine zweite Person (Herr Helmut Müller, pensionierter Lehrer) übernehmen.
Damit Hand in Hand geht eine generelle Sensibilisierung für die Bedeutung, den Schutz und Erhaltung von Kulturgut im Allgemeinen.
Regionaler Mehrwert
Die Grabungen selbst beschränken sich auf den westlichen Teil der Gp. 690 der Flur Heidenhaus in der Gemeinde Röns, politischer Bezirk Feldkirch. Burgen sind nicht nur Einzelobjekte einer Gemeinde, sondern prägen eine Landschaft, in diesem Fall den gesamten Walgau, dessen hohen Dichte an Burgen als identitätsstiftendes Merkmal bezeichnet werden kann.
Die Ergebnisse der Ausgrabungen strahlen daher in den gesamten Walgau und Vorarlberg aus. Historisch betrachtet geht es um die Vernetzung zu den umliegenden Burgen. Angestrebt wird eine Einbindung in die Burgenkooperation ImWalgau, in Hinblick auf die Erforschung (Besitzverhältnisse, Lebensdauer, Zerstörung) als auch die touristische Nutzung (Walgaukarte, Mountainbikekarte, Kultur-Workshops).
1. Wissenschaftliche Untersuchungen:
2. Populärwissenschaftliche Nutzung der unter 1) erbrachten Ergebnisse:
AF2 Natürliche Ressourcen und kulturelles Erbe
2.3 Kultur
2.3.1 Inwertsetzung des kulturellen Erbes und kulturelle Stadt-Umland-Kooperation